Dienstag, 9. Oktober 2007

Die Insel, Hannover

Unser erster Besuch bei Meister Schu von Die Insel, aber mit Sicherheit nicht unser letzter! Auf den Punkt gebracht: wir waren begeistert und nur das Dessert gab Anlaß zur Kritik.

Wir starteten mit einem Glas Champagne Ruinart zum Amuse Geule 'frische Auster mit Maracuja-Schaum' (eine gewagte, doch harmonierende Komposition). Nun kam der Auftritt des als Star vorgesehenen Chateau Montrose 1989: feinste Bdx-Nase, elegant im Mund mit ewig langem Abgang. Diese Flasche begleitete unsere Vorspeisen: dünn gehobelte und gebratene Steinpilze, denen Frühlingszwiebeln die ergänzende Textur verschafften.



Als zweite Vorspeise wurde uns gegrillte Wachtel auf Salat von rosa Champignons, Nadelbohnen und Himbeervinaigrette gereicht. Die Wachtelkeulen waren auf den Punkt gebraten, die hauchdünnen Champignons waren mit den Böhnchen und den Himbeeren eine wunderbare Ergänzung.

Zum Hauptgang entschieden wir uns für den Hirschkalbrücken in Schokoladen-Pimiento-Sauce mit Selleriepürree und roten Beeten. Ausserdem gönnten wir uns hierzu eine halbe Flasche Chateau Pichon Baron 1990. Diese Kombination war schlichtweg genial! Dem Baron schmeckte man seine 17 Jahre in keinster Weise an, eine geballte Ladung - fast kalifornischer - Cabernet-Power sprang uns förmlich an. Dieser Wein gehört zu den besten, die ich bislang probieren durfte. Mittlerweile waren wir so euphorisch, dass wir spontan noch einen Käsegang einschoben, begleitet von einer Wehlener Sonnenuhr Auslese 1997 von J.J. Prüm. Inzwischen waren wir fast benommen von der Qualität der Weine und des Essens. Leider geriet das Dessert 'Tiramisu von der blauen Feige aus Orange mit Sangriasoße und Tonkabohneneis' zur kleinen Enttäuschung. Die Feige hatte ihre besten Tage schon hinter sich und das Tiramisu schmeckte undefinierbar schwer - schade! Nur das Tonkabohneneis erreichte das Niveau der vorigen Gerichte, insbesondere in Verbindung mit der Gimmeldinger Mandelgarten Auslese 1998 von Müller-Catoir.

Beeindruckt hat uns neben der Qualität der Speisen die Atmosphäre. Man sitzt sehr gemütlich in einem schlauchförmigen Raum mit Holzboden und geniesst den Blick auf den Maschsee. Dabei wirkt die Einrichtung und Dekoration edel, aber nicht überkanditelt. Bemerkenswert ist auch die Kalkulation der Weinpreise. Wo anderorts in der Gastronomie Aufschläge von Faktor 3 oder sogar 4 üblich sind, kann man in der Insel richtige Schnäppchen machen. Insbesondere ältere Bordeaux-Jahrgänge sind häufig günstiger als die derzeitigen Marktpreise. Als Weinliebhaber kann man diesen Ansatz nur zur Nachahmung empfehlen, es animiert schlicht zu größerem Konsum ;-))

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo,

sehr spannende Neu-Entdeckung Dein blog! Übrigens, Deine Eindrücke vom 1989 Montrose kann ich nur bestätigen.

Grüße aus Berlin,
Martin

www.berlinkitchen.com

Der Kochknecht hat gesagt…

Hallo Namensvetter,

danke für die Blumen. Mal sehen, ob ich mein Vorhaben, mindestens 3 x pro Woche zu bloggen, schaffe. Montrose '89 war klasse, jetzt bin ich ganz heiss auf den 90er, der ja wohl noch mal eine Liga höher spielt.

Schöne Grüße, Martin

Anonym hat gesagt…

Hallo Martin,

hier meine VKN 1990 Montrose vom 01.11.2004

"Eine hochkomplexe Nase nach Gewürze und Rauch. Man konnte kaum aufhören zu schnüffeln..... Suchtpotential! Im Mund dann eine unglaubliche Kraft und Komplexität, einfach umwerfend. Intensive Gewürznoten z.B. Sandelholz und der komplettester Wein aller Zeiten!! Ewige Länge (ebenfalls minutenlang). Zur Zeit einen kleinen Tick besser und vor allem völlig anders als der 90 Margaux. Hier haben wir Athlet/Montrose gegen Ästhet/Margaux."
100 Punkte

Übrigens, ich kann mich noch sehr gut erinnern, daß nach dem ersten Schluck totale Ruhe am Tisch war. Allerdings sollte man auch erwähnen, daß er sich manchmal nicht so gut präsentiert. Lange dekantieren sollte man ihn auch, ca. 2-3 Stunden.


Martin "BerlinKitchen"

Der Kochknecht hat gesagt…

Hallo Martin,

danke für die VKN, das klingt ja unwiderstehlich :-P Den muss ich einfach probieren. Hast Du eine gute Quelle?

Ich habe übrigens bereits 2x den Montrose 2003 im Glas gehabt, dem man ja das Potential des 90ers nachsagt. Insofern habe ich eine leise Ahnung, was mich erwartet. Der 03er hatte auch eine wahnsinnige Länge und wurde immer besser, je länger er auf war - leider war plötzlich die Flasche leer ;-)

LG, Martin